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Ökobilanz eines T-Shirts

T-Shirt Ökobilanz
© csr-reporter.de mit Material von IKW und Clker-Free-Vector-Images/Pixabay

Die Bekleidungsindustrie ist einer der größten Umweltverschmutzer auf diesem Planeten. Über 100 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr produziert, von denen ein nicht unerheblicher Teil ungenutzt im Müll landet. Doch damit ist das Ende noch lange nicht erreicht. Schätzungen gehen von einer Verdoppelung bis zum Jahr 2030 aus. Dat hat jetzt und in Zukunft enorme ökologische Auswirkungen. Über 90 Prozent unserer Kleidung werden importiert – das war vor einigen Jahrzehnten noch anders, da gab es in Deutschland eine florierende Textilindustrie. Heute kommt unsere Kleidung hauptsächlich aus Asien, der Türkei oder Kambodscha. Jedes Shirt hat also schon eine lange Reise hinter sich und eine entsprechend hohen Carbon Footprint, wenn es in unseren Boutiquen hängt. Doch die Kleidung belastet die Umwelt nicht nur bei der Herstellung. Der gesamte Lebensweg eines Kleidungsstücks hat Auswirkungen auf die Umwelt.

Konsumenten können Öko-Bilanz maßgeblich beeinflussen

Wie hoch dieser ökologische Fußabdruck genau ist, haben Forscher der TU-Berlin anhand eines handelsüblichen weißen Baumwoll-T-Shirts ermittelt. 150 Gramm wog das Shirt und wurde von der Herstellung über Vertrieb und Nutzung bis zur Entsorgung betrachtet. Ein zentrales Ergebnis: Wird diese T-Shirt 44-mal gewaschen und getrocknet, sind CO2-Bilanz und Wasserverbrauch in etwa genauso hoch wie bei der Herstellung. Konsumenten können die Öko-Bilanz also maßgeblich beeinflussen.

Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz
Quelle: Studie „Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz“, TU-Berlin, Fachgebiet Sustainable Engineering, Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW)

Die Studie „Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz“, wurde am Fachgebiet Sustainable Engineering  der TU-Berlin im Auftrag des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW) durchgeführt. Die Forscher Annekatrin Lehmann und Martin Roffeis sind für ihre Untersuchung von erwartbaren Voraussetzungen ausgegangen. Die Nutzungsphase dieses T-Shirts wurde auf 44 Wäschen festgelegt. Nur für jede 10. dieser Wäschen wurde eine maschinelle Trocknung angenommen – ein sehr moderater Wert, der sicher in den meisten Haushalten höher ausfällt. Realistisch dagegen die Annahme, dass die Waschmaschine mit 3,5 Kilogramm Wäsche nicht vollständig gefüllt war. 55 Milliliter flüssiges Waschmittel wurden pro Waschgang verwendet. Mit dieser Versuchsanordnung sollte das durchschnittliche Leben eines T-Shirts realitätsnah dargestellt sein.

Starke Umweltauswirkungen durch Wäschepflege

Die Umweltauswirkungen wurden anhand verschiedener Wirkungskategorien abgeschätzt. Die beiden Forscher konzentrierten sich auf Treibhausgas-Emissionen, grundsätzlicher Ressourcenverbrauch, Belastung der Böden, Landnutzung und Wasserverbrauch bzw. Wasserverschmutzung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Herstellung, insbesondere die Herstellung der Baumwolle, und die Wäschepflege in der Nutzungsphase die stärksten Auswirkungen auf die Umwelt haben. Soweit erwartbar, allerdings liegen die Auswirkungen, unter den genannten Annahmen, in etwa gleich. „Die Wäschepflege trägt genauso viel zum ermittelten Treibhauspotenzial und potenziellen Wasserverknappung des T-Shirts bei wie dessen Herstellung, Vertrieb und Entsorgung“, so Martin Roffeis. Deutlich geringer seien dagegen die Auswirkungen der Wäschepflege bei der Landnutzung, sowie die toxische Belastung von Frischwasser. Ressourcenverbrauch und Bodenbelastung sind dann aber immer noch auf einem höheren Niveau.

Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz
Quelle: Studie „Der Lebensweg eines T-Shirts – eine Ökobilanz“, TU-Berlin, Fachgebiet Sustainable Engineering, Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW)

Interessant ist, dass der relativ hohe Beitrag der Wäschepflege zum ermittelten Treibhaus- und Wasserverknappungspotenzials des T-Shirts maßgeblich auf den Energieverbrauch der Waschmaschine und des Wäschetrockners zurückzuführen ist. Als Ursache nennen die Forscher vor allem die Energiebereitstellungsprozesse in Deutschland, also die nach wie vor hohe Nutzung von Kohlekraftwerken zur Stromerzeugung. Bei der Verstromung von Kohle werden, neben dem Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase, auch erhebliche Mengen Wasser beansprucht, zum Beispiel für den Betrieb von Turbinen und zur Kühlung von Kraftwerken. Die Waschmittelherstellung trägt zu knapp acht Prozent zum gesamten elementaren Ressourcenverbrauch bei.



„Die Ergebnisse unserer Studie machen deutlich, dass der Verbraucher bereits durch die Wäschepflege einen großen Einfluss auf die Umweltauswirkungen seiner Kleidung nehmen kann. „Um beim Waschen und Trocknen im Haushalt die Umweltauswirkungen maßgeblich zu verringern, gilt: Waschen bei niedrigen Temperaturen, genaue Dosierung des Waschmittels, volle Beladung der Waschmaschine und – Wäschetrocknen im Freien“, fasst Roffeis die Ergebnisse mit einem Ratschlag zusammen.

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