Magazin Wirtschaft

Nachhaltigkeit bis zum Endkunden denken

JARO B2B Dialog
„Klare Nachhaltigkeitskriterien für den gesamten Einkaufsprozess festlegen.“ Uwe Günther, Chief Procurement Officer der Deutschen Bahn AG © JARO Institut

Um Nachhaltigkeit möglichst durchgängig in Wertschöpfungsketten zu realisieren, müssen sich Lieferanten und Einkäufer intensiver austauschen, um tragfähige Lösungen zu entwickeln. Eine Möglichkeit dazu will der „JARO B2B Dialog“ bieten, der am 11. Februar erstmalig mit mehr als 70 Einkaufsverantwortliche und Lieferanten stattfand. Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft, Verwaltung und Organisationen aller Art zum Standard zu machen, ist das Ziel von Initiatorin Yvonne Jamal, Vorstandsvorsitzende des JARO Instituts. Bei der Vorstellung des Dialogformats betonte sie das Ziel der Veranstaltung, Lieferanten und Einkäufer stärker miteinander ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Beschaffung zu finden.

Dass dies sich lohnt und nicht nur Kosten verursacht, bestätigte Hans-Christoph Schwärzler, Senior Sustainability Consultant der Deutschen Bahn und Mitglied des JARO Beirats. Er verwies auf eine Untersuchung der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und des Öko Instituts aus dem Jahr 2019. Darin wurde die herkömmliche mit der nachhaltigen Beschaffung in 15 Warengruppen verglichen. Unter Betrachtung des Lebenszyklus konnten demnach durchschnittlich vier Prozent der Kosten eingespart werden.

Mehr Transparenz in den Lieferketten

Mit Shift, Aveato Catering, Revive Interior, Cloud&Heat Technologies, IKEA Business, Seedbomb City stellten sich im Rahmen der Dialogveranstaltung sechs Lieferanten aus den Bereichen IT, Catering, Einrichtung und Druckartikel dem Fachpublikum vor. In dreiminütigen Pitches erläuterten sie, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu einer nachhaltigen Zukunft und zum Klimaschutz beitragen. Die Firma Shift GmbH beispielsweise mit ihrer gelebten Unternehmensphilosophie: „Tuen wir so viel Gutes wie möglich, während wir so wenig Schaden wie möglich anrichten“.

In gemeinsam durchgeführten Workshops arbeiteten die Teilnehmer an Lösungen, um Hürden in den Handlungsfeldern IT, Energie und Abfallmanagement, Textilien, Mobilität und Catering, Büro-, Druck- und Werbeartikel sowie Verpackungen und Logistikleistungen zu überwinden. Ein zentrales Ergebnis aller Workshopteilnehmer war der Wunsch nach mehr Transparenz in ihren Lieferketten. Dafür empfiehlt sich, so zeigten die Workshop-Ergebnisse, ein strukturiertes Vorgehen basierend auf einer abgestimmten Nachhaltigkeitsstrategie. So sollten die internen Stakeholder und Endkunden für einen verantwortungsvollerem Konsum sensibilisiert werden. Wichtig sei zudem eine Offenheit für Kooperationen und Initiativen, um gemeinsam Standards zu entwickeln und Lösungsansätze auszutauschen.



Uwe Günther, Chief Procurement Officer der Deutschen Bahn AG, beschrieb den Zusammenhang zwischen Leadership und Sustainability anhand konkreter Beispiele. Nachhaltigkeit bekommt im Rahmen der Vergabeentscheidung als Qualitätskriterium einen immer größeren Stellenwert. Die Deutsche Bahn nutzt dafür statt einer Savings Guideline bereits eine Value Guideline, um die Einkaufserfolge nicht nur auf monetäre Aspekte zu reduzieren. Günthers Forderung an die Teilnehmer: „Als Einkäufer müssen Sie Nachhaltigkeit bis zum Endkunden weiterdenken und klare Nachhaltigkeitskriterien für den gesamten Einkaufsprozess festlegen“.

60 Prozent des Einkaufsvolumens nach CSR-Kriterien bewertet

Seit 2019 seien 60 Prozent des Einkaufsvolumens der zentralen Beschaffung nach CSR-Kriterien bewertet. „Ziel ist es, dieses Niveau zu halten und qualitativ zu verbessern”, so Günther. Die Bahn ist außerdem Gründungsmitglied der europäischen Brancheninitiative “Railsponsible”, die sich für bessere Nachhaltigkeitspraktiken entlang der Wertschöpfungskette einsetzt. Nichtsdestotrotz ist das unzureichende Angebot an innovativen Lösungen in der Eisenbahnindustrie noch immer eine Herausforderung.



Das JARO Institut stellte darüber hinaus erstmals die Initiative „True Leaders Club“ vor. Damit will man ein internationales Netzwerk von engagierten Persönlichkeiten aufbauen, die als True Leaders ihre Verantwortung kennen und ihren Einfluss nutzen, um selbst und mit anderen aktiv zur Erreichung der 17 UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) beizutragen. Die Initiative möchte den Austausch und die Kooperation in Punkto Nachhaltigkeit in allen Sektoren und Branchen fördern. 

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