Auch wenn immer mehr Geld anhand von Nachhaltigkeitskriterien investiert wird, den meisten Sparern ist die Rendite immer noch wichtiger als ökologische Nachhaltigkeit. Eine aktuelle YouGov-Umfrage, die im Auftrag der Unternehmensberatung BearingPoint in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wurde zeigt, fast 70 Prozent der Deutschen sind demnach nicht bereit, einen Aufschlag auf die Kontoführungsgebühren in Kauf zu nehmen, damit die Bank verstärkt in ökologisch nachhaltige Projekte investiert. Lediglich für vier Prozent der Befragten ist die ökologische Nachhaltigkeit das wichtigere Kriterium.
Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten spielt auch für Deutsche, Schweizer und Österreicher noch eine untergeordnete Rolle, allerdings ist die Bereitschaft bei unseren Nachbarn grundsätzlich etwas größer. So würde rund die Hälfte der deutschen Verbraucherwürden nicht zu einer grünen Bank wechseln. In der Schweiz und in Österreich sind die Menschen hingegen deutlich offener für einen Wechsel zu einer nachhaltigen Bank. Thomas Steiner, globaler Leiter Banking und Capital Markets bei BearingPoint: „Viele Deutsche sind von grünen Finanzprodukten noch nicht überzeugt. Das liegt neben dem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber Banken vor allem an fehlenden Informationen. Im Abbau dieser Informationsdefizite liegt unseres Erachtens großes Potential für die Neukundengewinnung.“
Junge Generation offener für nachhaltige Finanzprodukte
Die Umfrage zeigt aber auch, dass sich Privatkunden durchaus für ökologisch nachhaltige Bankprodukte interessieren, obwohl viele dafür keine höheren Gebühren in Kauf nehmen wollen. So würden 30 Prozent der 18 bis 24-jährigen zu einer anderen Bank mit einem breiteren Portfolio an ökologisch nachhaltigen Produkten wechseln, sofern keine schlechteren Konditionen vorliegen. Unter den über 55-Jährigen geben nur 17 Prozent diese Bereitschaft an. Viele junge Menschen sind demnach offener, für die ökologische Nachhaltigkeit die Bank zu wechseln, als es die ältere Generation ist. Und Anreizsysteme, wie beispielsweise eine Kreditkarte, mit der durch nachhaltiges Einkaufsverhalten ökologische Nachhaltigkeitspunkte gesammelt und in Boni umgewandelt werden können, rufen insbesondere bei der jungen Altersgruppe großes Interesse hervor.
„Allerdings könnte das Verbraucherverhalten auch mit dem Thema Vertrauen und Transparenz zusammenhängen. Wenn Verbraucher mehr Gebühren zugunsten von ökologischen Maßnahmen zahlen müssen, sind sie oft nicht sicher, ob ihr Geld auch wirklich zu diesem Zweck eingesetzt wird. Wenn sie allerdings wie bei einer ‚ökologischen Kreditkarte‘ selbst die volle Entscheidungsgewalt sowie Transparenz über ihr Handeln und ihre Investitionen haben, existiert auch keine Vertrauenshürde. Daraus wäre auch zu schließen: Je höher das Vertrauen der Verbraucher in eine Bank bzw. Marke, desto höher die Bereitschaft, Gebühren oder Renditeabschläge für einen guten Zweck in Kauf zu nehmen“, so Stefan Schütt, Partner bei BearingPoint.
Enormes Potential für die Banken
Hinzu kommt ein grundsätzliches Informationsdefizit beim Thema Sustainable Finance. Die große Mehrheit der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiß noch sehr wenig über grüne Finanzprodukte. Über 60 Prozent der Befragten in allen drei Ländern gaben an, nicht darüber Bescheid zu wissen, ob die eigene Bank ökologisch nachhaltige Produkte anbietet. Besonders ausgeprägt ist in Deutschland mit 70 Prozent das Informationsdefizit bei der Altersgruppe der über 55-Jährigen.
Die Umfrage zeigt, dass es in diesem Bereich für die Banken noch viel nachzuholen gibt. „Ausführliches Informationsmaterial zum Thema Nachhaltigkeit und die Bewerbung von grünen Finanzprodukten sind eine gute Investition in das Neukundengeschäft. Gerade bei der jüngeren Generation gibt es deutliches Interesse und den Willen, sich zukünftig auch beim eigenen Konto nachhaltiger auszurichten. Ein enormes Potential, das Banken nicht liegen lassen sollten“, so Thomas Steiner.