Klimadebatte beeinflusst Nachhaltigkeitsberichte

Laut einer aktuellen Studie zur Umsetzung des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz in den DAX30-Unternehmen haben zivilgesellschaftlicher Debatten zunehmenden Einfluss auf die nichtfinanzielle Berichterstattung.

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Wächst da zusammen was zusammengehört? Laut einer aktuellen Untersuchung haben zivilgesellschaftlicher Debatten wie die Auseinandersetzungen um den Klimaschutz, zunehmenden Einfluss auf die nichtfinanzielle Berichterstattung der DAX30-Unternehmen. Im zweiten Jahr der Berichterstattungspflicht nach dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) würden sich einzelne DAX-Konzerne als Vorreiter des Übergangs hin zu CO2-neutralem Wirtschaften positionieren.

Sichtbar würde die unter anderem an den anspruchsvoller formulierten Klimazielen. Im Rahmen der Studie „Das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz im DAX 30“ von der Kirchhoff Consult AG und der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurde die CSR-Berichterstattung der DAX 30-Unternehmen mit Fokus auf das Thema Umwelt analysiert.

Verortung der nichtfinanziellen Erklärung zeigt leichte Tendenzen

Dabei zeigt sich ein fortgeschrittener Stand der nichtfinanziellen Berichterstattung über Treibhausgas-Emissionen, während in anderen Themenbereichen zum Teil nur eine geringe Anzahl von Unternehmen konkrete Zielsetzungen oder Kennzahlen definiert. Einzelne DAX 30-Unternehmen versäumen weiterhin, das sich ihnen bietende Potenzial einer transparenten und glaubwürdigen Berichterstattung sowie einer nachhaltigen Ausrichtung der Geschäftsmodelle zu nutzen.

Die Unternehmen des DAX 30 nehmen weiterhin die weitgehenden Gestaltungsspielräume wahr, die ihnen durch den Gesetzgeber hinsichtlich der Verortung ihrer nichtfinanziellen Erklärung („NFE“) bzw. ihres nichtfinanziellen Berichts („NFB“) geboten werden. Im Vergleich zum Vorjahr ergeben sich hierbei leichte Veränderungen. Zwölf Unternehmen (Vorjahr: neun) veröffentlichen die NFE/den NFB im Lagebericht, sechs unverändert zum Vorjahr im Geschäftsbericht außerhalb des Lageberichts und neun (Vorjahr: sieben) im Nachhaltigkeitsbericht. Die Veröffentlichung der NFE/ des NFB als separates PDF-Dokument auf der Internetseite des Unternehmens hat sich von fünf im Vorjahr auf zwei reduziert. Auch der Umfang der NFEs/NFBs schwankt deutlich – die Bandbreite liegt zwischen sieben und 162 PDF-Seiten. Beim Rahmenwerk verwenden die meisten Unternehmen nach wie vor die Standards der Globale Reporting Initiative GRI.

Einheit bezüglich der Belange, Unterschiede in den Sachverhalten

Insgesamt 90 % der untersuchten Unternehmen beschreiben von kurz bis ausführlich, wie sie die wesentlichen nichtfinanziellen Sachverhalte ermittelt haben. Die Anzahl der ermittelten wesentlichen Sachverhalte liegt zwischen vier und 24, wobei nur eine geringe Vergleichbarkeit aufgrund des unterschiedlichen Detaillierungsgrads besteht. Im Mittel berichten die DAX 30-Unternehmen in den NFEs/NFBs über zehn Sachverhalte.



Die fünf nichtfinanziellen Belange, die der Gesetzgeber im Rahmen des CSR-RUG aufführt, sind für den Großteil der analysierten Unternehmen wesentlich. Nur sechs Unternehmen berichten nicht über alle Belange, wobei am häufigsten die Sozialbelange ausgelassen werden. Arbeitnehmerbelange sowie Bekämpfung von Korruption hingegen sind für alle betrachteten Unternehmen des DAX 30 als wesentlich eingestuft worden.

Vor allem Berichte über Treibhausgasemissionen

27 der 29 untersuchten Unternehmen beschreiben den Aspekt Umwelt als wesentlich im Sinne des CSR-RUG. Eine große Mehrheit berichtet in den NFEs/NFBs über Treibhausgas-Emissionen, den Verbrauch bzw. Einsatz von (nicht) erneuerbaren Energien sowie den Materialeinsatz. Die Themen Wasser, Abwasser und Luftverschmutzung werden von rund der Hälfte der Unternehmen dargestellt. Der Schutz der biologischen Vielfalt wird hingegen nur selten thematisiert. Vereinzelt werden noch Sachverhalte wie Boden-, Tierschutz oder Lärmemissionen in die NFEs/NFBs aufgenommen.

Quelle: Studie „Das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz im DAX 30“ von der Kirchhoff Consult AG und der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Die DAX 30-Unternehmen berichten in ihren NFEs/NFBs in Bezug auf die verschiedenen Umweltthemen mehrheitlich noch nicht über konkrete quantitative Zielsetzungen. Der Sachverhalt Treibhausgasemissionen sticht hier im positiven Sinne hervor. Insgesamt 78 % der Unternehmen im DAX 30, die über dieses Thema berichten, legen auch quantitative Ziele offen. Alle anderen Sachverhalte werden durch die Unternehmen nur zu höchstens 50 % mit solchen konkreten Zielen untermauert. Allgemeine qualitative Bestrebungen sind hingegen grundsätzlich zu allen Umweltthemen zu finden.

Nichtfinanzielle Leistungskennzahlen in unterschiedlichem Maße vorhanden

Im Belang Umwelt wird in den NFEs/NFBs der DAX 30-Unternehmen in unterschiedlichem Maße über nichtfinanzielle Leistungskennzahlen berichtet. Die unternehmensspezifische nichtfinanzielle Leistung wird am häufigsten in Bezug auf THG-Emissionen (89 %) quantitativ hinterlegt, gefolgt von den Themen Luftverschmutzung (73 %) und (nicht) erneuerbare Energien (70 %). Dabei werden relative Kennzahlen, absolute sowie solche mit Vorjahresbezug verwendet. Überwiegend werden absolute Kennzahlen offengelegt. Die Wahl der Form des nichtfinanziellen Leistungsindikators ändert sich jedoch je nach Sachverhalt. Beim Thema (nicht-) erneuerbare Energien werden z.B. häufiger relative Kennzahlen verwendet, um den Bezug von regenerativen Energien im Vergleich zum Gesamtenergieverbrauch ins Verhältnis zu setzen.

Für die Studie „Das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz im DAX 30. Die praktische Ausgestaltung der nichtfinanziellen Berichtspflicht – Fokusthema Umwelt“ wurden alle Unternehmen untersucht, die am 31. Oktober 2019 im Aktienindex DAX 30 der Deutschen Börse AG geführt wurden und zur Veröffentlichung einer NFE/eines NFB nach dem deutschen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz verpflichtet waren.

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