Unter der schlichten Bezeichnung DAX 50 ESG hat die Deutsche Börse AG ihren jüngsten Nachwuchs der Indexfamilie DAX gelauncht. „Die Nachfrage nach nachhaltigen Indizes bei Investoren steigt seit Jahren. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, einen ESG-DAX-Index zu starten, der dieselben hohen Standards wie sein Namenspate erfüllt“, sagte Stephan Flägel, Global Head of Indices & Benchmarks bei Qontigo. „Der Index erfüllt ESG-Kriterien, auf die institutionelle Investoren und Privatanleger heute gleichermaßen Wert legen.“
Unternehmen aus dem DAX-Universum
Auf Basis des DAX-Universums werden im Index 50 Unternehmen basierend auf ihrer ESG-Performance, ihrem Börsenwert und ihrem Börsenumsatz abgebildet. Hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach.
DAX stand ursprünglich für Deutscher Aktien Index. Inzwischen ist aus dem Index eine ganze Familie geworden. Umgangssprachlich meint der DAX aber immer noch den deutschen Leitindex, in dem 30 größten und umsatzstärksten Aktiengesellschaften abgebildet sind. Der DAX steht stellvertretend für rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung deutscher Aktien. Seine Entwicklung gilt deshalb als repräsentativ für die Gesamtmarktentwicklung.
Welche Unternehmen im DAX enthalten sind, ist aber nicht in Stein gemeißelt, sondern wird regelmäßig überprüft und angepasst. Neben dem DAX30 umfasst die DAX-Familie eine Vielzahl weiterer Indizes. Für den neuen ESG-Indes ist der H-DAX relevant. Er enthält die 100 Unternehmen aus DAX30, MDAX und TecDAX. Aus diesen 100 Unternehmen wird auch der neue DAX 50 ESG gebildet.
Normbasierte und produktbasierte Ausschlusskriterien
Die Abkürzung ESG steht für die Nachhaltigkeitskriterien Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Bei der Indexerstellung werden normbasierte Ausschlusskriterien angewandt, die den UN Global Compact-Prinzipien folgen, außerdem produktbasierte Ausschlusskriterien, die umstrittene Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und militärische Verträge umfassen. Die Ratingagentur Sustainalytics bewertet die Unternehmen anhand dieser Kriterien und bildet eine Rangliste.
Der DAX 50 ESG geht dabei nach dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz vor. Das bedeutet, ein Unternehmen muss nicht 100prozentig nachhaltig sein, sondern muss bessere Werte vorweisen können als seine Mitbewerber.
So kann es passieren, dass beispielsweise Unternehmen der Erdölindustrie nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Der Index wird alle drei Monate überprüft; wie beim DAX-Index gelten Fast-Exit- und Fast-Entry-Regeln – auch wenn es zu Verstößen gegen die Nachhaltigkeitskriterien kommen sollte.
Den Transformationsprozess finanzieren
„Klima- und Umweltrisiken, soziale Faktoren und Aspekte der Unternehmensführung werden für den Finanzsektor zur Risikobewertung eine essenzielle Rolle spielen“, sagte Kristina Jeromin, Head of Group Sustainability, Deutsche Börse. „Die Realwirtschaft steht vor einem Transformationsprozess und es liegt in der Verantwortung des Finanzsektors, diesen zu finanzieren; Indizes wie der DAX 50 ESG bieten dafür eine wichtige Grundlage.“
Hört sich alles erstmal gut an, sollte aber nur der Auftakt für weitere grüne Indizes sein, die von der Börse auch schon angekündigt sind. Der DAX50ESG hat noch ein paar Schönheitsfehler und wird deshalb von Kritikern als grüngefärbt bezeichnet.
Allen voran ist die Auswahl der Titel nicht gerade geeignet, um glaubwürdig von Nachhaltigkeit zu sprechen. Von den 50 ausgewählten Unternehmen stammen 23 aus dem DAX30. Vonovia Volkswagen und Wirecard sind drei DAX30-Unternehmen, die nicht im grünen DAX vertreten sind. Warum genau ist unklar.
Weil die Marktkapitalisierung ein wesentlicher Faktor für die Aufnahme in den Index ist, können vor allem Schwergewichte mit Nachhaltigkeitsbemühungen davon profitieren. Unternehmen, die konsequent auf Nachhaltigkeit setzen, werden nicht vorkommen. Vor allem, weil sie selten börsennotierte Aktiengesellschaften sind.
So bildet der DAX50ESG insbesondere Unternehmen ab, die sich um Nachhaltigkeit bemühen. Das ist grundsätzlich ein richtiger und wichtiger Ansatz, dem aber noch weitere Bemühungen folgen müssen. „Wir sind davon überzeugt: Der DAX 50 ESG wird der Standard für ESG-Investments in Deutschland“, beschreibt Stephan Flägel seine Zielsetzung.
Hoffentlich kein böses Omen: Zum Start ging es erstmal in den Keller.
Diese Unternehmen sind in der Startaufstellung des DAX 50 ESG:
DAX30
Adidas, Allianz, BASF, Bayer, BMW, Beiersdorf, Continental, Covestro, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius, HeidelbergCement, Henkel, Inifineon, Linde, Lufthansa, Münchner Rück, Merck, SAP, Siemens,
M-DAX
Aroundtown, Brenntag, Carl Zeiss, Commerzbank, Deutsche Wohnen, Dialog Semiconductor, Evonik, GEA, Hannover Rück, Fraport, Hochtief, Hugo Boss, K+S, Kion, Knorr-Bremse, Lanxess, LEG Immobilien, Metro, Osram, Pro Sieben, Puma, Sartorius, Scout24, Symrise, Telefonica, ThyssenKrupp, Zalando.