Forscher der Leuphana Universität Lüneburg und der Universität Stockholm haben die Rolle des Wissens indigener Völker und lokaler Gemeinschaften bei der Erforschung des Wandels in Richtung Nachhaltigkeit untersucht. In ihrer kürzlich im Journal Ecology & Society veröffentlichten Studie kommen sie zu dem Ergebnis, dass dieses Wissen meist nur als Bestätigung und Ergänzung wissenschaftlicher Erkenntnisse genutzt wird. Es komme aber darauf an, so die Autoren, den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit aus der Sicht der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften zu verstehen.
In ihrer umfassenden Studie konzentrierten sich die Forscher darauf, das Vorkommen indigener und lokaler Perspektiven beim Blick auf Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit zu untersuchen. Sie analysierten 81 von Fachleuten begutachtete Artikel und ermittelten so den aktuellen Stand der Einbeziehung dieses Wissens in den wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskurs. Die Studie ergab, dass in der untersuchten Literatur das Wissen der Ureinwohner und lokaler Gemeinschaften häufig nur genutzt wurde, um das wissenschaftliche Wissen in Bezug auf Umwelt-, Klima-, sozial-ökologische und Artenveränderungen zu bestätigen und zu ergänzen.
„Wir registrierten ein sehr wissenschaftliches, positivistisches und westliches Verständnis davon, wie wir unsere Gesellschaft nachhaltiger gestalten können. Sauberere Technologien, CO2-Reduktion und erneuerbare Energien stehen deshalb oft im Fokus“, sagt David P. M. Lam, Hauptautor der Studie. Längst habe man aber erkannt, dass es die Verbundenheit und Einstellung zur Natur sind, die sich ändern müssen. „Indigene Völker und lokale Gemeinschaften haben ganz andere Beziehungen zur Natur, die unser wissenschaftliches Verständnis für eine nachhaltigere Gesellschaft ergänzen können.“
Am Ende heben die Autoren die Notwendigkeit hervor, verschiedene Arten von Wissen – nicht nur wissenschaftliches Wissen – einzubeziehen, um eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft zu erreichen.