Die Umweltorganisation WWF hat ihren diesjährigen Palmöl-Check veröffentlicht und zeigt darin eine deutliche Diskrepanz beim Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Unternehmenslandschaft. Einzelne Unternehmen, vor allem im Bereich der Lebensmittel- und Drogeriekonzerne, befänden sich mittlerweile in der Spitzengruppe des Rankings. Auf der anderen Seite würden einige „verdeckten Palmöl-Nutzer“, allen voran die Futtermittelindustrie, abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegen. „Seit über zehn Jahren gibt es unsere Palmöl-Checks und obwohl die Probleme wie Waldrodungen und gefährliche Pestizide weithin bekannt sind, gibt es noch immer Totalverweigerer“, fasst Jenny Walther-Thoß, Agrar-Referentin beim WWF Deutschland, die Ergebnisse des Palmöl-Checks 2020 zusammen. Noch immer seien aber Fleisch- und Wursttheken die Brandbeschleuniger für die Entwaldungsraten weltweit.
Ein großes Problem seien Branchen, wie beispielsweise die Futtermittelindustrie, die sich bei und Nachhaltigkeit verweigern würden. Unternehmen wie die Deutsche Tiernahrung Cremer GmbH & Co. KG oder AGRAVIS AG, die zum Raiffeisen-Konzern gehört, zeigen, laut WWF, kein Interesse daran, Missstände in ihrer Lieferkette, wie Regenwaldzerstörung, Zwangsarbeit oder massenhafter Pestizid-Einsatz, anzugehen. „Im Futtermittel für unsere Tiere steckt noch jede Menge Palmöl und Soja aus nicht nachhaltigem Anbau. Da die Unternehmen hier nicht freiwillig in die Pötte kommen, braucht es eben Gesetze“, so Walther-Thoß. Die WWF-Expertin sieht in diesem Bereich „die Grenzen der Freiwilligkeit“ erreicht und bekräftigt die Forderung des WWF nach einem Lieferkettengesetz.
Um nachhaltige Lieferketten bemüht
Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT), Branchenvertretung der Futtermittelhersteller, weist die Vorwürfe umgehend zurück. Vielmehr würden sich die Unternehmen in allen Bereichen um nachhaltige Lieferketten bemühen, auch beim Palmöl. So hätte die Futtermittelwirtschaft in den vergangenen Jahren Fortschritte bei der Umstellung auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl gemacht und käme damit ihrer Verantwortung nach. Der Anteil nachhaltig zertifiziertes Palmöl konnte stetig gesteigert werden und werde auch weiter steigen. DVT-Geschäftsführer Hermann-Josef Baaken: „Darüber hinaus sind mittlerweile Futtermittel auch ohne Palmöl im Angebot. Viele Unternehmen haben sich zum Kauf nachhaltig zertifizierter Ware verpflichtet, ohne dies ausdrücklich zu deklarieren.“ Ohnehin sei Palmöl in Futtermittel bei weitem nicht so bedeutend wie behauptet. Laut DVT läge der Anteil bei 0,2 Prozent an der gesamten in Deutschland eingesetzten Futtermittelmenge.
Die Ergebnisse des Palmöl-Checks zeigen aber auch die Macht des Verbrauchers: „Die Unternehmen, die direkten Kontakt mit dem Endverbraucher haben, wollen kein schmutziges Palmöl in ihrer Lieferkette.“ Zugleich offenbart der Check: „Bei Palmöl reden alle über Nutella oder Fertigpizza, keiner über Wurst, Käse oder Ei. Nur wenige wissen, dass 13 Prozent des importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert wird. Das macht es Futtermittelherstellern, den Fleisch- und Milchproduzenten aber auch dem Handel leicht, sich aus der Verantwortung zu schleichen.“ Der WWF fordert, dass Nutztiere bevorzugt vor allem heimische und europäische Eiweißfuttermittel wie Lupinen oder Ackerbohnen als Futter bekommen. Wo weiter Soja oder Palmöl im Trog landet, müsse dieses wenigstens ökologische und soziale Mindestkriterien erfüllen.