Lichtblick?

Jahrelang gab es nur eine Richtung. Immer früher im Jahr waren die Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres bereitstellen kann. Durch die Pandemie wurde diese Entwicklung abgebremst. In diesem Jahr ist der Earth Overshoot Day rund drei Wochen später als 2019.

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Jahrelang kannte der Earth Overshoot Day nur eine Richtung. Immer früher im Jahr waren die Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres bereitstellen kann. Durch die Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung abgebremst. In diesem Jahr wurde der Earth Overshoot Day für den 22. August 2020 errechnet – rund drei Wochen später als 2019, da war er noch am 29. Juli.

Der Earth Overshoot Day markiert immer den Tag im Jahr, an dem die Menschheit das volle biologische Ressourcenbudget des Jahres konsumiert hat. Je früher im Jahr dieser liegt, umso größer wird das jährliche ökologische Defizit. Momentan verbrauchen wir jedes Jahr die Ökosystemdienstleistungen von 1,6 Erden, oder anders ausgedrückt, rund 60 Prozent mehr als unser Planet erneuern bzw. bereitstellen kann. Weil wir aber bekanntermaßen keinen zweiten Planeten haben, wird unser ökologischer Fußabdruck jedes Jahr größer.

Größter Einzelposten sind die CO2-Emissionen

Der ökologische Fußabdruck ist eine Bilanzierungsmethode für biologische Ressourcen. Damit ist die Summe aller biologisch produktiven Flächen, die der Mensch nutzt. Das beinhaltet Nahrung, Holz, Fasern, Absorption von CO2 und den Platz für Straßen und Städte. Mineralische Ressourcen werden in der Bilanzierung nicht berücksichtigt, weil sie in der Regel von der Erde nicht erneuert werden. Auch Umweltprobleme wie der weltweite Plastikmüll finden in den Berechnungen keine Berücksichtigung. Ein  Grund, warum das Konzept immer wieder auch kritisch bewertet wird. Größter Einzelposten sind übrigens die CO2-Emissionen – sie machen allein 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks aus.

Erstmals wurde der Welterschöpfungstag 1971 für den 21. Dezember errechnet. Seither hat er sich immer weiter ins Jahr vorgeschoben und im vergangenen Jahr mit dem 29. Juli einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Auf Länderebene sieht die Berechnung teilweise deutlich anders aus. Da haben Länder wie Qatar in diesem Jahr schon am 11. Februar ihre Ressourcen verbraucht. Die USA haben bereits nach weniger als drei Monaten, nämlich am 14. März, ihren Country Overshoot Day gehabt, Deutschland am 3. Mai. Es sind vor allem die Industrieländer, die den globalen ökologische Fußabdruck immer weiter vergrößern. Die meisten armen Länder erreichen ihren regionalen Ressourcenverbrauch erst Ende des Jahres.

Ist die diesjährige Verschiebung des Earth Overshoot Day jetzt ein Lichtblick oder nur eine kurze Pause? „Die plötzliche Verringerung des ökologischen Fußabdrucks ist weit entfernt von den notwendigen Veränderungen, die erforderlich sind, um sowohl ökologisches Gleichgewicht herzustellen als auch das Wohl der Menschen zu erhöhen“, so die Initiatoren des Earth Overshoot Day, das Global Footprint Network. Ökologisches Gleichgewicht und Wohl der Menschheit sind die beiden Seiten der gleichen Medaille Nachhaltigkeit. Das würde nur durch umfassende Veränderungen erreicht und nicht durch eine temporäre Katastrophe.

Holzschlag reduziert den Carbon Footprint

Um die Auswirkungen der Pandemie auf den ökologischen Fußabdruck und die Biokapazität zu bestimmen, wurde der Effekt auf die verschiedenen Elemente untersucht. Um den Effekt auf den Carbon-Footprint zu eruieren, wurde der Zeitraum vom 1. Januar bis zum Earth Overshoot Day in drei Segmente unterteilt: Januar – März, für den die Internationale Energieagentur (IEA) bereits eine Analyse der Energie- und Emissionsreduktionen veröffentlicht hat; April – Mai, der weit verbreitetsten Periode der Quarantäne; und Juni bis zum Earth Overshoot Day, mit allmählichen Lockerungen. Das Resultat ist eine Abnahme des Carbon-Footprints von 14,5 Prozent im Vergleich zu 2019.

Der Fußabdruck für Holz wird stark von Nachfrageprognosen beeinflusst, die wiederum den Holzschlag bestimmen. Er hat 9,9 Prozent abgenommen im Vergleich zu 2019. Obwohl während der Pandemie weiter gebaut wird, sieht die Forstindustrie für die wirtschaftlich geschwächte Zukunft eine geringere Nachfrage. Gleichzeitig hat die zusätzliche Entwaldung wegen der Migration von Städten zurück aufs Land in tropischen Regionen den Fußabdruck für Holz um 1,5 Prozent vergrößert. Damit ist die Nettoreduktion des Holzprodukt Footprints (9,9 – 1,5 =) 8,4 Prozent.



Das globale Nahrungsmittelsystem litt unter erheblichen Störungen in der Lebensmittelversorgung. Gründe sind die Verteilnetze oder die Einschränkungen für Fremdarbeiter in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor, Landesgrenzen zu überschreiten. Vom Bauernhof bis auf den Tisch wurde der Zugang sowohl zum Markt als auch zu Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Das führte zu Nahrungsmittelabfällen auf der Produktionsseite und einer enormen Zunahme an Unterernährung, besonders für wirtschaftlich schwächer gestellte Gruppen. Unter dem Strich scheint sich trotzdem der Food Footprint kaum verändert zu haben.

Der eigene Carbon Footprint lässt sich mit dem footprintcalculator ermitteln.

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