Die Angst vorm grünen Schwan

Der Klimawandel kann eine neue weltweite Finanzkrise auslösen, so das Szenario von Experten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Können die Zentralbanken wirksam dagegen vorgehen?

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Der Klimawandel stellt eine beispiellose Herausforderung für die Steuerung sozioökonomischer Systeme dar. Es ist dieser Befund einer Studie, mit dem Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gemeinsam mit der französischen Nationalbank, ihre Kollegen in der Finanzwelt wachrütteln wollen. Zwar würden die Risiken des Klimawandels seit Jahrzehnten diskutiert, die finanziellen Auswirkungen jedoch weitgehend ignoriert, schreiben die Banker.

So könnten die Zentralbanken in die Rolle einer letzten Instanz von Klimarettern versetzt werden, denen es obliegt, die Volkswirtschaften vor dem Kollaps zu bewahren. Tatsächliche hätten die Zentralbanken weder die Macht noch die Werkzeuge, um einer neuen globalen Finanzkrise, die durch den Klimawandel ausgelöst wird, etwas Adäquates entgegenzusetzen. Mit anderen Worten, die Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden wären machtlos.

Beim Grünen Schwan treten die Ereignisse sicher und vorhersehbar ein

Die Banker sprechen in diesem Zusammenhang vom Grünen Schwan. Anders als der Schwarze Schwan, mit dem unvorhersehbare Erschütterungen an den Finanzmärkten gemeint sind, würden beim Grünen Schwan die Ereignisse sicher und vorhersehbar eintreten, unklar seien die konkreten Ausmaße. Der Klimawandel könnte also der Auslöser für eine weltweite Finanzkrise sein, warnen die Autoren der Studie „The green swan – Central banking and financial stability in the age of climate change” auf 115 Seiten. Und mehr, denn die Folgen seien für Gesellschaft und Wirtschaft kaum vorhersehbar.



Die Entwicklung der Finanz- und Klimastabilität hängen zunehmend voneinander ab und wirken auch in andere Bereiche der vom Menschen verursachten Umweltzerstörung, wie beispielsweise der Verlust der Artenvielfalt – ein aus Sicht der Zentralbanken noch weniger beherrschbares Problem. Diese Instabilität der Umwelt und des Klimas beeinflussen eben auch die Finanz- und Preisstabilität, die auf ein stabiles globales Ökosystem angewiesen sind. Und obwohl für die Bewältigung der Risiken immer öfter auch die Zentralbanken adressiert werden, seien deren Möglichkeiten sehr eingeschränkt.

Ihre wichtigste Aufgabe sehen die Zentralbanker in einer angemessenen Gestaltung der Debatte und der Förderung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Außerdem könnten und sollten sie eine stärkere Rolle der Finanzpolitik zur Förderung einer ökologischeren und klimaschonenderen Wirtschaft einfordern. Von großer Bedeutung ist aber ihre Rolle als Moderator und Förderer für Organisationsübergreifende und internationale Zusammenarbeit. Anpassung an den Klimawandel sei keine Option, vielmehr müsste der menschengemachte Klimawandel gestoppt werden.

Auch die neue EZB-Chefin Christine Lagarde hat bereits angekündigt, den Klimawandel stärker in der strategischen Ausrichtung der Europäischen Zentralbank zu berücksichtigen. Das muss aber noch keine grüne Geldpolitik bedeuten, denn die lehnen sowohl die Autoren der BIS-Studie ab als auch der Präsident der Deutschen Bundesbank Jens Weidmann.

Thomas Feldhaus: