Magazin Gesellschaft

Zusammenspiel von Industrie- und Klimapolitik erforderlich

EU green new deal
© csr-reporter mit Material von S. Hermann & F. Richter /Pixabay

Mit dem Green New Deal, den Ursula von der Leyen als großes Projekt ihrer Präsidentschaft ankündigte, soll die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Wie ambitioniert dieses Ziel ist, wird an anderer Stelle zu klären sein. Sicher ist, auf jeden Fall werden vor allem die energieintensiven Branchen von den Bemühungen betroffen sein. Damit die Herausforderung gelingen kann, empfehlen Prof. Manfred Fischedick und Prof. Stefan Lechtenböhmer vom Wuppertal Institut ein enges Zusammenspiel von Industrie- und Klimapolitik.

Um ihr Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen, muss die EU ein Klimaschutzgesetz verabschieden, das die EU unwiderruflich zu diesem Ziel verpflichtet. Zahlreiche Maßnahmen flankieren die mittel- und langfristigen Zielsetzungen – von einem Programm für den Aufbau von einer Millionen Ladesäulen für Elektroautos in ganz Europa bis hin zur Forschung für eine CO2-freie Stahlproduktion.

Energieintensive Industrie erfordert ganzheitlichen Transformationsprozess

Damit die europaweiten Ziele erreicht werden können, spielt die schnelle Verringerung der Treibhausgasemissionen der energieintensiven Industrie eine zentrale Rolle – vor allem in Stahlerzeugung, Grundstoffchemie, Aluminiumindustrie, Glas-, Papier- und Zementherstellung, die in Summe für deutlich mehr als die Hälfte der industriebedingten Emissionen verantwortlich sind. Der Green Deal ist hierfür alledings noch nicht ausgereift: „Obwohl das Bewusstsein für eine strategischere Ausrichtung in der Industriepolitik stark gewachsen ist, greifen die bestehenden Ansätze und Überlegungen noch zu kurz. Die dringend erforderliche integrativere Verbindung zwischen der Industrie-, Energie- und Klimapolitik wurde bisher noch nicht hinreichend berücksichtigt“, so Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

In dem Aufsatz „Integrierte Klima-Industriepolitik als Kernstück des europäischen Green Deal“ erläutern Fischedick und Lechtenböhmer in vier zentralen Punkten wie der Transformationsprozess gelingen kann.

Etablierung klimaneutraler und zirkulärer Wertschöpfungsketten für Produkte der Grundstoffindustrie
Verstärkte Anreize und adäquate Politikstrategien für nachhaltige Geschäftsfelder entlang der Wertschöpfungsketten
Richtungssicherheit für umfangreiche Technologie- und Infrastrukturinvestitionen
Integrierte Klima-, Energie und Industriepolitik als zentraler Baustein des europäischen Green Deal

Die Umsetzung der Ziele sei ohne Zweifel eine große Gestaltungsaufgabe für die über Jahrzehnte gewachsene Strukturen in der Industrie, schreiben die Autoren. „Der Klimawandel ist neben der Digitalisierung aber auch der zentrale Innovationstreiber für die europäische Industrie. Und somit nicht nur eine zentrale Herausforderung, sondern vor allem auch eine Chance“, so Lechtenböhmer.

Strategische Instrumentenbündel für klimaneutrale Produkte entlang der Wertschöpfungsketten schaffen

Strategische Instrumentenbündel für klimaneutrale Produkte entlang der Wertschöpfungsketten schaffen
Quelle: Wuppertaler Institut

Die konsequente Fokussierung auf den von den Autoren vorgeschlagenen integrativen Ansatz mit seinen vier zentralen Säulen, kann die EU dabei unterstützen, in Europa eine treibhausgasneutrale Grundstoffindustrie aufzubauen. Zudem kann sie eine technologische Führungsrolle in zentralen Zukunftsfeldern übernehmen und sich auf den wachsenden Klimaschutzmärkten eine herausragende Position verschaffen.

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